Phase 2: Sichtweisen und Themen
Bei praktisch allen Konflikten ist es den Parteien wichtig, ihre Sicht der Dinge erklären zu können, und oft wollen sie auch endlich begreifen, wie der andere „tickt“. In einer eskalierten Situation fällt das schwer: Wer wütend ist oder Angst hat, wird nur mit Mühe sorgfältig seine Sicht erklären, geschweige denn dem Anderen in Ruhe zuhören können. Das wird leichter, wenn in Phase 1 ein gemeinsames Ziel für die Mediation gefunden wurde und dadurch ein Ergebnis vorstellbar ist.
Jetzt wird die Mediatorin genauer nachfragen und aktiv zuhören, um zunächst
- sicherzugehen, dass sie genau versteht, wie jeder Beteiligte die Situation sieht, und anschließend
- ein gegenseitiges Verständnis der Klienten zu ermöglichen.
Dabei geht es noch nicht darum, sich einig zu sein: Es können sehr wohl unterschiedliche, vielleicht auch sich widersprechende Sichtweisen deutlich werden. So kann das gegenseitige Verständnis wachsen, z.B. auch für etwaige gesundheitliche Beeinträchtigungen, und eine kooperative Grundstimmung entstehen.
Am Ende dieser Phase 2 der Mediation werden die Konfliktparteien also ihre (vielleicht gegensätzlichen) Positionen gut kennen und das in Phase 1 erarbeitete Ziel wird detaillierter sein. Gleichzeitig ist jetzt eine größere Klarheit eingetreten, vielleicht das ein oder andere Missverständnis geklärt und jedenfalls eine wichtige Entlastung eingetreten.
Im nächsten Schritt lassen sich dann die dahinterliegenden Interessen und Bedürfnisse der Beteiligten herausarbeiten (Phase 3). Auf ihrer Grundlage werden dann neue, bisher ungedachte Lösungsoptionen gefunden (Phase 4) und vereinbart (Phase 5).