Der erste Schritt zur Mediation
Zunächst: Sie können in jedem Stadium eines Konflikts, in jeder Phase der Konfliktbearbeitung mit uns Kontakt aufnehmen, um die Möglichkeiten von Mediation und den nächsten Schritt zu besprechen - egal, ob es gerade nur "knirscht", ein Konflikt sehr virulent ist oder gar schon Gerichte eingeschaltet sind.
In der Regel nimmt zunächst eine Konfliktpartei oder, bei Konflikten in Organisationen, deren Vorgesetzte*r oder die Personalabteilung mit uns Kontakt auf. In vielen Fällen werden wir im zweiten Schritt mit den anderen Streitparteien sprechen. Auf der Grundlage können wir dann ein konkretes Angebot schreiben, so dass Sie sich begründet für diesen Weg entscheiden zu können.
Wie überzeuge ich die anderen Beteiligten?
Mediation setzt die Bereitschaft aller Beteiligten voraus, sich zu beteiligen, also vor allem: Ins Gespräch zu gehen. Nicht immer ist das ganz einfach. Aber immerhin, Sie haben etwas zu bieten: Offenbar ist Ihnen die Lösung des Konflikts und eine gute Beziehung zu genau diesen anderen Beteiligten sehr wichtig, und Sie sind bereit, dafür eine Mediation zu initiieren. Und sicherlich haben auch Ihre Konfliktpartner Vorteile von einer Mediation – sprechen Sie sie an!
Mad or Bad
Ganz typisch für Konflikte ist es, dass wir die andere Partei als bösartig und/oder psychisch krank wahrnehmen. In der Literatur wird das unter dem Stichwort "mad or bad" beschrieben: Es ist angesichts des Verhaltens, dass wir bei der Anderen beobachten, schwer zu erkennen, dass sie "normal" wäre, dass sie rational handelt oder gar - kaum vorstellbar - grundsätzlich zur Kooperation bereit wäre. Und es bringt Ihnen wahrscheinlich wenig, wenn wir Sie hier überzeugen wollten, das das auch für Ihre Konfliktpartnerin gilt. Eine Mediation gibt die Chance, es selbst zu überprüfen - und tatsächlich, in fast allen Mediationen lassen sich Missverständnisse so weit klären und die gegenseitigen Interessen so weit verständlich machen, dass vom Anderen mehr sichtbar wird und der einfache Erklärungsversuch "mad or bad" nicht mehr gebraucht wird. Ein Beispiel dazu finden Sie hier für den interkulturellen Kontext.
Gerne unterstützen wir sie dabei, als ersten Schritt alle Beteiligten für eine Konfliktlösung zu motivieren.
Ist Vertrauen eine Voraussetzung von Mediation? Im Allgemeinen: Nein.
„Ich vertraue ihr nicht mehr“ bedeutet meistens vor allem: Ich bin zu keiner Vorleistung in irgendeiner Form mehr bereit, weil ich kein Vertrauen (= Gefühl) mehr habe, da die Gegenseite es „verspielt“ hat. Aus diesem Narrativ, also wenn man es so erzählt, folgt logisch, dass die Gegenseite schuld ist und sich bewegen muss, denn ich kann es nicht, mangels Vertrauen – siehe oben.
Dumm nur, wenn die Gegenseite das genauso sieht: Beide machen die Andere verantwortlich, sind also einander ausgeliefert, und jede Konfliktlösung wird unmöglich. Fasst man schon die Teilnahme an einer Mediation als einen „Vertrauensbeweis“ auf, ist dann nicht einmal eine Mediation möglich.
Wirklich gelöst werden kann die Situation durch ein Reframing, ein neues Narrativ: Ich verabschiede mich von der Vorstellung von Vertrauen als Gefühl, das ich "eben einfach habe" oder nicht habe. Stattdessen fasse ich Vertrauen als eine Leistung auf, die ich vielleicht im Moment nicht erbringen will, z.B. weil ich aufgrund meiner Vorerfahrungen lieber vorsichtig bin. Ich kann mich aber auch entscheiden, trotzdem Vertrauen zu schenken. Das ist dann eine große Leistung (kein Gefühl!) derjenigen, die zuerst Vertrauen schenkt. Und unumgänglich, wenn es wieder eine Annäherung geben soll.
Gerne unterstützen wir sie dabei, als ersten Schritt alle Beteiligten für eine Konfliktlösung zu motivieren.
Aber vor allem: Damit ist „Vertrauen“ eine Entscheidung, die verhandelbar wird: Was muss ich tun, damit Du mir wieder Vertrauen schenkst?
Oft sind es nur kleine Schritte, die Vertrauen zu schenken leichter machen – zum Beispiel, einer Mediation zuzustimmen.